Aurora

Interview

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Hi Aurora! Gratuliere dir zu deinem Debütalbum! Kannst du dich denn noch erinnern wann du zum erstem Mal Musik aktiv wahrgenommen hast?

Als ich sehr klein war hat meine Mutter oft klassische Musik gehört, ich nehme an um mich zu beruhigen. Ich war kein gestressted Kind, ich war sehr fröhlich und hab mich in Tagträumen verloren, aber alles hat mich irgendwie beeinflusst - der Lärm in der Schule, der Lärm von vorbei fahrenden Autos oder wenn sich Leute rund um mich gestritten haben. Derartige Dinge haben mich immer sehr gestresst, ich weiß gar nicht warum. Dinge die rund um mich passiert sind haben mich immer sehr beeinflusst.

Sind deine Eltern Musiker?

Sie spielen keine Instrumente aber sie lieben Musik. Meine Mutter ist ein großer Fan von Leonard Cohen, Kate Bush und Björk und mein Vater liebt Bob Dylan. Das hat meinen eigenen Musikgschmack geprägt und ich bin ein großer Fan dieser Künstler und sie haben mich sehr inspiriert. Ich denke all diese Musiker sind sehr klug und das ist eine gute Kombination denn als Musiker hat man viel Macht und es ist wichtig diese Macht im positiven Sinne zu nutzen.

Du hast dir das Klavier Spielen selbst beigebracht - wann hast du damit begonnen?
Als ich ca. 6 Jahre alt war habe ich auf dem Dachboden ein Klavier gefunden. Meine älteste Schwester Miranda, sie ist 10 Jahre älter als ich, bekam es als sie ca. 15 war, es war ein elektronisches Klavier und sie hat ein bisschen herumgespielt bevor sie damit aufhörte und mir wurde klar wie sehr ich den Klang des Klaviers liebte - so sanft und beruhigend.

Also bin ich einfach auf den Dachboden und habe es “eingeschaltet”. Der Einschaltknopf war aber kaputt also musste man den Knopf gedrückt halten und konnte nur mit einer Hand spielen. Es war relativ einfach diese Melodien von Beethoven oder Chopin oder Mozart zu spielen wenn ich lang genug geübt hatte. Es fühlt sich komplett anders an wenn man Musik spielt als sie nur anzuhören aber es ist schlicht das beste Gefühl auf der Welt also habe ich nie damit aufgehört.

Wann wurde aus dieser Spielerei der erste richtige Song?

Als ich ca. 9 oder 10 war. Bob Dylan und Leonard Cohen haben mich sehr geprägt und ich war ein großer Fan von ihrer Art Geschichte zu erzählen. Ich wollte lernen wir man Gitarre spielt aber meine taten mir so weh das ich schnell wieder damit aufhörte. Meine ersten Songs habe ich an der Gitarre geschrieben. Ich denke ich habe sehr düstere Songs geschrieben. Ich mache das noch immer aber ich versuche ein bisschen Licht in meine Lieder zu bringen. Abwechslung ist wichtig damit es sich wie eine “emotionale Reise” anfühlt und nicht als ob man in ein dunkles Loch fällt.

Ich habe gehört du hast deine Songs geheim gehalten?

Ja ich war ein geheimer Musikspion. (lacht) Ich habe es sehr genossen die Songs zu schreiben und es hat mich glücklich gemacht und ich brauchte auch kein Zustimmung von anderen Menschen rund um mich weil ich keine Pläne mit diesen Songs hatte. Ich empfand meine Songs nie als besonders es tat einfach gut sie zu schreiben.

Wie kam dein geheimes Talent dann doch zum Vorschein?

Ich denke meine Familie hatte keine Ahnung bis ich 14 war. Anlässlich meiner Konfirmation schrieb ich ein Lied für sie, in dem ich ihnen mitteilte ja ich werde erwachsen - ich bin das jüngste Kind - aber ich werde sie nicht verlassen und ich werde trotz allem ihr Kind bleiben weil ich nachvollziehen kann, dass es ein sehr beängstigendes Gefühl sein muss wenn das jüngste Kind flügge wird.

Als ich 15 war habe ich am letzten Schultag einen Song für meine Klassenkameraden und Lehrer vorgetragen. Es war ein extrem langer und langweiliger Song für den Weltfrieden, ohne Refrain und um ehrlich zu sein glaube ich jeder hat ihn gehasst (lacht) Aber jemand hat die Performance gefilmt und ins Internet gestellt und so hat mich mein Management gefunden. Sie haben mich gefragt ob ich nicht mal bei ihrem Office vorbei kommen möchte weil sie meine Musik toll finden und ich war mir zuerst unsicher weil ich gar nicht wusste ob ich meine Songs wirklich veröffentlichen möchte. Meine Mutter war diejenige die mich letzten endes umgestimmt hat weil sie meinte es wäre egoistische Musik nicht zu teilen wenn sie anderen Menschen vielleicht helfen kann.

Empfindest du denn Musik als Mittel um Menschen zu helfen?

Ja aber auch mir selbst. Ich denke Musik ist einer der besten Freunde die man haben kann. Ich denke viele Menschen haben Angst über Gefühle zu sprechen - ich gehöre da bestimmt dazu. Wir oft fragt man jemanden “Geht es dir gut”, und man kann sehen das es ihnen nicht gut geht aber sie antworten trotzdem “Jaja, alles gut”. Wir alle versuchen uns zu verstecken und vermeiden Schmerz zuzulassen weil es eine beängstigende Sache ist, aber auf der anderen Seite ist es auch eine sehr natürliche Sache. Ich liebe es zu weinen , weil Gefühle einen großen Teil unseres Daseins ausmachen, und Musik kann uns helfen zu fühlen und ist dadurch so wichtig. Aber es ist eigenartig meine Songs, meine “Kinder”, mit jedem zu teilen.

Wir würdest du deine “Kinder” beschreiben? Was können wir von deinem Debüt erwarten?

Ich habe so viele verschiedene Arten von Songs. Manche haben sehr viele Drums, und sind sehr organisch und groß und manche sind leiser. Auf meinem Album finden sich viele verschiedene Stimmungen aber in der Zwischenzeit ist es bereits ein Jahr alt also kann ich gar nicht mehr nachvollziehen warum sich die Tracks so entwickelt haben wie sie sich entwickelt haben. Ausserdem kann ich mir meine eigene Musik nicht anhören es macht mich beinahe wütend weil ich Dinge ändern würde oder weil ich weiß das ich mit meiner jetzigen Erfahrung den Song unterschiedlich konzipiert hätte.


Du hast es vor einem Jahr fertig gestellt aber wann begann die Arbeit für das Album?

Ich schrieb Runaway mit ca. 11 oder 12, und ‘Through The Eyes of a Child’ habe ich im August 2015 geschrieben, weil ich in letzter Minute einen Song hinzufügen musste. Einen Teil von “Lucky” habe ich geschrieben als ich neun war und habe ihn mit 18 fertiggestellt. Und offensichtlich passiert viel in 10 Jahren.

Thematisch sind die Songs sehr melancholisch aber es gibt auch eine positive Botschaft wenn es darum geht schwierige Erfahrungen zu meistern - würdest du dem zustimmen?

Ja auf jeden Fall. Ich genieße es über traurige Geschehnisse zu schreiben weil meiner Meinung nach ist es wert über diese zu schreiben. Aber ich mag keine Songs die nur depressiv sind, weil ich möchte das man in Musik Hoffnung finden kann. Es gibt hierbei eine sehr feine Linie.

Wo findest du Inspiration?

Das meiste aus Beobachtung oder schlicht durch meine Vorstellungskraft aber manches stammt auch von meinen persönlichen Erfahrungen.
Auch wenn ich Dinge beobachte versuche ich dem Ganzen eine persönliche Note ab zu gewinnen. Wir hören ständig von all den Dingen die in der Welt passieren - egal ob gut oder schlecht. Manchmal sieht man eine Person und stellt sich vor wie sein oder ihr Leben wohl sein mag - und das allein kann sehr inspirierend sein. “Murder Song” handelt von etwas das ich im Radio gehört habe aber ich habe meine eigene Version daraus gemacht. Ich möchte nicht das die Menschen an mich denken wenn sie die Songs hören - ich möchte das sie die Songs auf sich selbst beziehen.

Mein Album handelt von Verlust, Trauer und der Beobachtung von schrecklichen Events aber es handelt auch davon Hoffnung zu finden. Es geht darum zu realisieren, dass die Welt nicht immer wundervoll ist, genauso wie die Menschen nicht immer wundervoll sind. Aber man muss diese Dinge akzeptieren. Man sollte nicht in der Gegend herum laufen und traurig oder wütend sein wegen Dingen die vor Jahren passiert sind - man muss Dinge gehen lassen und seinen Frieden damit schließen.

Dein Album hat auch diese schöne und winterliche Bildsprache - die sich auf deine Heimat Norwegen bezieht. Kannst du uns mehr davon erzählen?

Ich lebe in einem kleinen Ort, der nächstgrößere Ort ist Bergen an der Westküste Norwegens. Es ist in einem Fjord namens Lysefjorden, was soviel bedeutet wie Fjord des Lichtes, und es ist sehr ruhig und schön. Es leben nicht viele Leute da und es gibt auch keine hohen Häuser also wirkt es auch ein bisschen wie ein verstecktes Städtchen. Ich lebe am Meer und es gibt viele Berge und man kann wandern gehen und ja es ist sehr schön - ich habe auf jeden Fall versucht diese Schönheit auch in das Album zu packen!

Gibt es etwas das du während der Entstehung dieses Albums gelernt hast?

Ich weiß, dass ich als Menschen sehr gewachsen bin, und habe gelernt mich mehr zu öffnen. Ich habe gelernt wie ich wirklich über gewisse Dinge denke und fühle. Mein inneres Glück besteht darin mir selbst eine Stimme zu geben und mich dafür einzusetzen was ich will.

Was ist der Plan für das restliche Jahr?

Ich werde sehr viel reisen. Ich gehe nach Brasilien für das allererste Mal und Anfang April gehe ich für drei Wochen in die Staaten. Bis Ende Dezemeber werde ich dann auf Tour sein und einige Festivals und Clubshows spielen.

Hast du eine Vorstellung wo deine Reise in 12 Monaten sein wird?

Ich habe keine wirklichen Preferenzen. Ich sehe mich persönlich mehr als Albumkünstler und weniger als Radio-Hit und ich habe sehr viele Songs die ich veröffentlichen möchte. Momentan bin ich sehr froh wie die Dinge laufen ich brauche nicht zwingend mehr Aufmerksamkeit. Ich freue mich das Menschen meine Musik schätzen aber ich bin einfach in meinem Boot und lasse mich treiben.

März 2016