Eugene McGuinness

Interview

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Nachdem er zwei Jahre lang mit der Band von Miles Kanes auf Tour war, ist er nun mit neuem Solo-Album und glänzendem Gitarren-Pop zurück. Wir haben den Singer/Songwriter über die Enstehung von The Invitation to the Voyage, dem Klauen von Gitarren-Riffs und seinen grossen Plan zur Weltherrschaft befragt.

Gratulation zum neuen Album, Eugene, es ist wahnsinnig eingängig! Hast du es absichtlich darauf angelegt ein Pop Album zu schreiben?

Danke! Ja, mehr oder weniger. Vor ein paar Jahren hat mich Laurence von Domino Records gefragt was ich als nächstes schreiben will. Meine Antwort war „ein Pop Album”. Er lachte nur. In Wirklichkeit wusste ich gar nicht was das bedeutet, ich wusste nur dass ich moderne, aufregende und aussergewöhnliche Musik schreiben wollte.

Gitarren sind um einiges weniger vertreten als auf deinem Debut und du klingst viel selbstbewusster. Wie denkst du hast du dich künstlerisch gesehen weiterentwickelt?

Es sind 2 Jahre vergangen [seit der Veröffentlichung meines Debuts] und ich habe bewusst die Entscheidung getroffen mir Zeit zu lassen, eine Auszeit zu nehmen und mit der Band von Miles Kane zu spielen. Das Album klingt einfach selbstbewusster weil ich genau das getan habe was ich wollte indem ich Musik geschrieben hab die mein Herz höher schlagen lässt.

Zuvor habe ich einfach ein paar Lieder aufgenommen und nicht wirklich über die Gesamt-Identität des Albums nachgedacht. Dieses Mal hatte ich eine ganz persönliche Vision über die Entstehung des Albums und für mich ist das etwas ganz gebündeltes, modernes und ehrliches. Falls es den Leuten genauso gut gefällt wie mir, dann wird das für mich so etwas wie ein Entwurf für zukünftige Alben. Ich kann einfach an dem weiter arbeiten auf was ich auf diesem Album anspiele.

Zweite Alben können bekannterweise recht verzwickt sein. Wie war die Erfahrung für dich?

Es hat mir unheimlich Spass gemacht. Ich wollte, dass dieses Album einfach nur unglaublich wird, und ich wusste, dass ich das hinbekomme und hatte alle Zeit der Welt es zu schreiben. Es war ein Nervenkitzel und ich habe jede Sekunde genossen. Ich denke es wäre anders gewesen wenn [Domino] gesagt hätten „Ok, du musst ein klassischen Album in 2 Monaten fertig haben”. Dann wäre ich wahrscheinlich ausgerastet, hätte meine Haare verloren und wäre süchtig nach Skittles geworden...

Wie war es mit den Produzenten Clive Langer und Dan Carey zu arbeiten?

Wunderbar. Clive hat schon mit Morrissey, Bowie und Elvis Costello gearbeitet...er hat mich unter seine Fittiche genommen als ich lediglich bereits „Lion" geschrieben hatte. Er fand es war ein guter Wegweiser für das Album. Er war auch grausam zu mir! (Lacht) Wenn ich eine schlechte Idee hatte, meinte er nur „Das ist grausam“. Aber ebenso hat er mein Selbstbewusstsein extrem aufgebaut wenn ich eine gute hatte. (Lacht) Er hat mich auf Trab gehalten. Und Dan war komplett anders weil er eher den modernen Glanz darstellte den ich dem Album verabreichen wollte. Ich hatte grosses Glück mit beiden arbeiten zu können.

Hast du das Album gleichmässig zwischen beiden aufgeteilt?

Den Grossteil habe ich mit Clive in einer Lagerhalle bei Hoxton aufgenommen. Clive war eher wie ein musikalischer Leiter der die Band zusammen in einen Raum gebracht hat. Und dann hat Dan das, was wir aufgenommen haben mit seiner Willy Wonka Machine verzaubert. Es gab viele widersprüchliche Ideen und ich war dafür verantwortlich dass es funktioniert. Das Ergebnis hätte so oder so sein können: ein old-skool Band Album oder etwas, dass wie Kraftwerk klingt.

Was waren deine musikalischen Anhaltspunkte für dieses Album?

Ich wollte einfach nur ein Pop Album machen. Ich wuchs mit den Beatles auf und für mich sind sie eine Pop Band. Und ich spreche nicht von „Strawberry Fields“ oder so. Ich spreche von „I Wanna Hold Your Hand“ oder „Daytripper“ an welche ich bei „Lion“ und „Shotgun“ gedacht habe. Ich liebe die beiden Alben von Iggy Pop und habe David BowiesStation To Station“ unheimnlich oft gehört. Aber ganz ehrlich, ich wollte keiner Band zu Dank verpflichtet sein und ich denke nicht dass ich irgendjemanded etwas schuldig bin. Ich liebe all diese Musik, aber dieses Album habe ich aus ganz eigennützigen Gründen geschrieben.

Du benutzt Samples von „Theme From “Peter Gunn””“ auf „Shotgun“, und höre ich etwa Ravels „Bolero“ auf „Concrete Moon“?! Warum hast du so wiedererkennbare Samples genommen?

Nein, das habe ich nur kopiert. Freut mich, dass es dir aufgefallen ist. Du bist die Erste! Tatsächlich habe ich mehr an „Rhapsody In Blue“ gedacht, aber es hat einen ähnlichen Vibe wie „Bolero“. Ich hätte „Bolero“ gerne gestohlen aber das ist mir leider nicht in den Sinn gekommen. Stattdessen habe ich es abgekupfert.

Für das Gitarren-Riff auf “Shotgun” hatte ich zwei Möglichkeiten, entweder hätte ich versuchen können ein ähnliches Riff zu schreiben was aber sicherlich nicht so gut geklungen hätte oder aber ich konnte herausfinden ob ich das Original klauen darf. Das war um einiges leichter, denn so bekam ich genau den Sound den ich wollte und noch ein wenig Spass obendrauf. Das Spass-Element war mich sehr wichtig. Das ist sicherlich nicht sehr befriedigend für die musikalischen Zyniker aber so ist es halt.

Wo hast du die Inspiration für deine Texte hergenommen?

Texte schreibe ich eh die ganze Zeit. Es ist nicht einmal etwas was ich geniesse, es passiert einfach wo auch immer ich bin. Für dieses Album hatte ich Ideen aus den letzten zwei Jahren angesammelt anstatt aus nur zwei Wochen und musste unheimlich viel wegwerfen. Es ist unheimlich befreiend Material wegzuwerden, auch wenn es gutes Material ist. Denn das heisst, dass das Album ein wenig effizienter ist.

Sobald wir fertig waren wusste ich, dass ich das Album The Invitation To The Voyage nennen werde. Es ist komisch, aber mir ist erst hinterher aufgefallen, dass das Album ständig darauf anspielt sich irgendwo hinzubewegen. Und dann bin ich draufgekommen, dass ich immer nur ein paar Tage am Stück im Studio war um das Album aufzunehmen bevor ich wieder mit Miles oder so unterwegs war. Es ist wahrscheinlich ein Reise-Album. Ich wollte auf jeden Fall, dass es gut im Auto klingt. Und in den Clubs. (Lacht)

„Lion” klingt recht sauer! Ist das an jemand bestimmten gerichtet?

(Lacht) Es ist ein Rock n Roll Lied, und hat die selbe Art von Frustration die ein Rock n Roll Lied eben hat. Es sollte allerdings positiv klingen. Es soll ausdrücken, dass man sich nicht ausnutzen lassen soll, dass man niemanden erlauben darf einem auf die Füsse zu treten. Es soll kein jammerndes Lied sein, sondern ein triumphierendes. Ich habe keine Zeit für Jammer-Musik. (Lacht) Ok, an einigen Stellen klingt es vielleicht ein wenig wütend, aber es hat eigentlich ein Happy Ending...

Hast du ein Lieblingslied?

Ich glaube der Song „Sugarplum” ist mein Favorit, denn ich habe es unheimlich schnell geschrieben, es hat sich nicht einmal nach Arbeit angefühlt. Die Melodie hat etwas für sich. Ich würde gerne noch ein paar solcher Lieder schreiben.

Deine Videos waren ziemlich witzig bisher. Geniesst du diese Seite des Business?

Wenn du zuerst einen Plattenvertrag bekommst willst du nur Musik schreiben und aufnehmen und ein paar Shows spielen. Immerhin ist es das, wovon du geträumt hast. Musikvideos kommen dir gar nicht in den Sinn, aber du musst sie einfach machen. Und entweder hasst du das Ganze und machst etwas was du dir nie wieder ansehen wirst oder aber du benutzt es als Ausrede dafür etwas phantastisches zu erschaffen. Also machen wir das.

Es ist viel Arbeit, aber es ist total wichtig finde ich. Besonders weil ich total begweistert war von Musikvideos und Videopremieren auf Top of the Tops als ich aufwuchs. Ich kann mich daran erinnern als ich das Oasis Video für „All Around The World“ gesehen habe als ich so ungefähr 11 war. Es hat mich total umgehauen. (Lacht) Ich glaube ich habe es vor kurzem gesehen und es ist total lächerlich. Aber weisst du, es ist einfach wichtig und ich denke es gibt immer noch Leute die das total begeistert.

Na dann, was ist das beste Video das je gemacht wurde?

Sh*t, gute Frage….ich liebe das MIA Video für „Bad Girls“. Wenn du das auf einem grossen Bildschirm ansiehst ist das einfach magisch. Ich finde das Oasis Video für „D’you Know What I Mean“ auch recht gut. (Lacht) Es ist so übertrieben mit all den Helikoptern. Ich habe es geliebt als Kind.

Wirst du dir also Helikopter für dein nächstes Video holen?

Ja, bestimmt. (Lacht) Doppelt soviele wie Oasis, bestimmt. Doppelt so gross. The ego has landed. (Lacht)

Was ist dein Plan für den Rest des Jahres 2012?

Wir touren noch ein wenig im Sommer; ein paar Support-Shows hier und da. Ich weiss allerdings gar nicht für wen ich Vorband sein werde um ehrlich zu sein....wir versuchen was zu finden was perfekt passt aber bisher ist noch nichts bestätigt.

Kannst du aussuchen mit wem du auf Tour gehts oder wird dir das vorgeschlagen?

Beides. Ich würde liebend gerne Vorband von Primal Scream sein, aber es gibt starke Konkurrenz!

Das ist ja falsch herum, du solltest sagen „Ich will, dass Primal Scream meine Vorband wird….”

Oh ja, klar. Gib mir noch ein Jahr….(Lacht)

Du warst Vorband für Miles Kane vor Kurzem. Wird es sich revanchieren?

Keine Chance. (Lacht) Er wäre total ausser sich vor Wut. Aber ja, daran werde ich auch arbeiten, garantiert.

Was war dein Highlight bisher und was ist schlussendlich dein Ziel?

Die Miles Tour war echt perfekt. Die letzte Show die wir in London gespielt haben war phantastisch. Das Land zu bereisen und Musik zu machen, Leute die meine Lieder in diesen grossen Konzerthallen kennen: es war ein kleiner Schock. In naher Zukunft würde ich gerne meine eigene Tour haben. Es muss Schritt für Schritt gehen. Man muss immer den nächsten Schritt im Auge haben anstatt gleich Weltherrschaft.

Aber das ist logischerweise dein Plan.

Klar. Wenn du dir das Album rückwärts anhörst kannst du den ganzen Plan hören.

Zum Schluss, wenn du deinen Sound in einem Satz beschreiben solltest, was würdest du sagen?

In einem Satz?! Ein Farbfilm, melodisch, ähm, Brummi....Seifenblase....Pop....elektrisch....Grosskotz...Motorrad.